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    Ökoworld AG: Für den Menschen, gegen das Greenwashing

    2014 erreichten laut Marktbericht des “Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.” ethisch-ökologische Anlagemärkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit 197,5 Milliarden Euro einen historischen Höchststand. Mit einem Zuwachs von 47 Prozent im Vergleich zum Jahr 2013 ist der Gedanke der Nachhaltigkeit also auch im Investment-Bereich angekommen. Dabei die Spreu vom Weizen zu trennen, ist für den Laien gar nicht so einfach. Denn Produkten und Marken ein grünes Image (Greenwashing) zu verpassen, ist zu einer gängigen Marketing-Maßnahme geworden und führen den Verbraucher hinters Licht. Der große Lichtblick am nachhaltigen Investmentfonds-Horizont? Die mehrfach ausgezeichnete Ökoworld AG.

    “Ökologie muss auch ökonomisch sein, sonst macht es keinen Sinn”, lautet der Leitspruch von Alfred Platow, Vorstandsvorsitzender der Ökoworld AG.

    Alfred Platow ist Ex-Hausbesetzer, Atomkraftgegner und überzeugter Pazifist. Mitte der 1970er Jahre gründete er “versiko”, eine Versicherungsagentur für alternative Kleinbetriebe. Nach einer Kooperation mit der Ökobank (Gründung 1988) entwickelte sich daraus über die Jahre die Ökoworld AG mit hauseigener Kapitalanlagegesellschaft, die seit 1996 zu den Pionieren ethisch-ökologischer Investmentfonds zählt. Wieso sich ihre Produkte deutlich von anderen Anbietern unterscheiden, die sich ebenfalls auf “Grünes Geld” spezialisiert haben, hat uns der Vorstandsvorsitzende der Ökoworld AG erläutert.

    Redaktion: Sie bieten den Fonds Ökovision seit 1996 an. Wie hat sich seitdem der Markt verändert?

    Alfred Platow: Vor 20 Jahren war ein Investment in ethisch-ökologische Geldanlagen nach weit verbreiteter Meinung verbunden mit einem Renditeverzicht und wurde gleichgesetzt mit Erneuerbaren Energien, die noch in den Kinderschuhen steckten. „Öko“ galt als Nische mit einem entsprechenden Beigeschmack, ein bisschen von gestern, ein bisschen romantische Spinnerei. Wachstum, Modernität oder gar Zukunftsinnovationen brachte man damit nicht in Verbindung. In diesen Jahren waren selbstfahrende Autos nur auf der Leinwand in Science Fiction zu sehen und Bio-Lebensmittel nur im Bio- oder Dritte-Welt-Laden. Weit verbreitet war auch die Angst, das digitale Zeitalter kapituliere im Milleniumjahr.

    Heute spricht man von Dekarbonisierung der Investments. Zu weniger CO2 bei der Geldanlage haben sich zahlreiche und einflussreiche Fondsmanager und Versicherungen verpflichtet. Vor allem werden fossile Energieträger aus den Portfolios verbannt und klimafreundliche Anlagen werden bevorzugt. Neben den zu erwartenden Renditen steht vor allem das Risiko der fossilen Energien im Fokus. Der Kurszerfall in den letzten Jahren bei Rohstoffen und vor allem der fossilen Energieträger führte zu deutlichen Performanceeinbußen der Investoren aus der „alten Welt“.

    Der Begriff, der uns damals trieb, war primär die Ökologie. Natürlich auch die Ethik und das Soziale. Und die politische Motivation. Heute wird alles in den Marketingbegriff der Nachhaltigkeit gepackt und auf breiter Front zu oft als Modeerscheinung überstrapaziert. Wir haben den Ökovision bereits im Mai 1996 auf den Markt gebracht und den Ansatz davor über viele Jahre in Ruhe, aus ökologischer und politischer Überzeugung und von Herzen entwickelt. Grün gelabelte Marketingprodukte, die seit dem Jahr 2000 etwa von Seiten der konventionellen Anbieter wie Deka, DWS oder der Union Investment auf den Markt kamen, waren lediglich Versuche, unseren Ansatz zu kopieren. Best-in-Class-Modell haben wir nicht mit der Kneifzange angefasst. Für uns ist ein Atomkraftbetreiber kein zukunftsfähiges Unternehmen, Egal, ob er nett zu seinen Mitarbeitern ist, eine Biokantine betreibt und nebenbei noch ein bisschen Ökostrom verkauft. Die Branche ist bei uns ausgeschlossen. Die RWE Ökostromtochter Innogy wäre bei uns nicht investierbar, um ein konkretes Beispiel zu nennen, denn die konventionelle Kraftwerkssparte wird weiterbetrieben.

    Alfred_Platow
    Alfred Platow – © Ökoworld

    Redaktion: Wie definieren Sie die Begriffe “ethisch” und “ökologisch”?

    Alfred Platow: Wir definieren unseren Ansatz ganz klar über das Menschsein. Überlebenskriterien sind unser Hauptmerkmal. Die Schwerpunkte unserer Investition sind Gesundheit, Ernährung und Bildung. Auch erneuerbare Energie, umweltfreundliche Mobilität, intelligente Kommunikation und nachhaltiges Bauwesen. Ausschlagendes Kriterium des Ökovision-Fonds ist, im Voraus immer Folgendes zu überdenken: Wie alt möchte ich werden und wie erreiche ich das Alter am bestmöglichen? Wir schließen demnach alle Aktivitäten eines Unternehmens aus, welches das Menschsein beeinträchtigt, seien es die Atomenergie, die Chemieindustrie oder Konzerne, die zum Beispiel Sklaverei oder Menschenhandel tolerieren. Bei uns ist verbindlich in einem transparenten Kriterienkatalog festgelegt, wo wir investieren und wo nicht. Über Ausschlusskriterien, Negativ- und Positivkriterien ist geregelt, welche Branchen, Themen und Produkte gehen oder eben nicht. Nachzulesen in den Jahresberichten und auf unserer Website. Wir haben 15 Kategorien von Kriterien, die der Co-Vorsitzende des unabhängigen Anlageausschuss, R. Andreas Kraemer, kürzlich so zusammengefasst hat:

    “Wir suchen Unternehmen mit umwelt- und sozial verträglichen Produkten, Verfahren, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen, die sich durch ihre Tätigkeit und in der Öffentlichkeit und durch ihr Lobbying aktiv für einen Umbau zu einer gerechten und nachhaltigen Gesellschaft engagieren.”

    Dabei müssen die Unternehmen nicht perfekt sein, aber unterm Strich muss es stimmen und sie müssen auf dem richtigen Weg sein.

    Redaktion: Wie stellen Sie sicher, dass ihre Fonds ausschließlich ethisch-ökologische Firmen beinhalten? Können Sie die Produktionskette (einer Bekleidungsmarke) zu 100 Prozent überprüfen, bevor Sie die Marke in Ihr Angebot integrieren?

    Alfred Platow: Sie sprechen einen entscheidenden Punkt an: Die Bekleidungsindustrie ist eine Blackbox. In der verästelten Lieferkette gibt es massive Probleme. Menschenrechte werden verletzt, Rohstoffe und Wasser in der Produktion sind die andere kritische Seite. Daher haben es bei uns auch nur zwei Unternehmen ins Anlageuniversum geschafft. Marks & Spencer, die bezüglich ihres Bekleidungssortiments ein vorbildliches Handbuch befolgen. Das andere Positivbeispiel ist Woolworth aus Südafrika – ein Einzelhandelsunternehmen, das auch Textilien anbietet. Nicht zu verwechseln mit den Woolworthmärkten, die wir aus Deutschland kennen. Die Namensgleichheit bedeutet nicht, dass es sich um dieselbe Marke handelt. Die haben nichts miteinander zu tun.

    Mal weg von der Bekleidungsindustrie, die für uns fast tabu ist: Die für unseren Ökovision in Frage kommenden Unternehmen werden von unserem Team SRI-Research unter Leitung von Dr. Karl-Heinz Brendgen mit einem transparenten Stufenmodell durchleuchtet. Internetrecherche, Tageszeitungen, Telefonate, Gespräche und auch persönliche Besuche. Darüber hinaus bedienen wir ein globales Netzwerk, das wir befragen können. Natürlich reisen wir auch zu vielen Unternehmen, und schauen uns die Produktion und andere Bereiche an. Für Ökovision wird dann im getrennten Investmentprozess der 11-köpfige Anlageausschuss aktiv. 11 unabhängige Expertinnen und Experten, die die Unternehmensprofile, die das Nachhaltigkeits-Research über viele Seiten verschriftet hat, bewerten. Dieses Gremium kommt dann mehrfach pro Jahr zu mehrtägigen Sitzungen zusammen, um nach dem Mehrheitsprinzip zu entscheiden, ob ein Unternehmen in das Anlageuniversum aufgenommen werden darf oder auch nicht. Erst dann dürfen Alexander Mozer und unser Fondsmanagement-Team in Luxemburg/Wasserbillig investieren. Natürlich heißt einmal aufgenommen nicht, dass das Unternehmen nun für alle Zeit den Segen hat. Über Wiedervorlagen werden also auch die bereits aufgenommenen Kandidaten weiterhin beobachtet. Sollte sich etwas im negativen Sinne ändern, dass unsere Philosophie verletzt wird, dann kann es zum Ausschluss kommen.

    Redaktion: Der Begriff “ethisch-ökologischer Fonds” unterliegt bisher keinen Mindeststandards. Auch der Begriff “Nachhaltigkeit” wird unterschiedlich definiert. Woran sollten sich Kunden orientieren, bevor sie einen Abschluss tätigen?

    Alfred Platow: Am transparenten Kriterienkatalog. Einer ausführlichen Verschriftung der Positiv- und Negativ- sowie Ausschlusskriterien. Sind die Anlageziele, Anlagegrundsätze und Anlagebeschränkungen konsequent und glaubwürdig? Ein weiterer Ansatz ist der Investmentprozess. Dieser sollte getrennt sein. D.h., dass eben nicht die Fondsmanager die Entscheidung fällen, ob ein Unternehmen nachhaltig im Sinne von Ethik, Ökologie oder Sozialem ist. Das Prinzp ist einfach: Die Portfolio Manager dürfen ausschließlich in Titel investieren, die aufgrund der Überprüfung von vorab definierten sozialen, ethischen und ökologischen Kriterien in das Anlageuniversum aufgenommen wurden.

    Redaktion: Können Sie bisher eine bestimmte Altersklasse bei Ihren Kunden feststellen, die sich vornehmlich für Ihre Produkte interessiert?

    Alfred Platow: Das ist tatsächlich quer durch den Garten. Natürlich sind ein großer Teil die Überzeugungstäter, die oft schon als Weggefährten seit jeher dabei sind und sich heute bereits in der Generation 50+, 60+ oder älter befinden. Die wiederum haben es aber ihren Kindern mitgegeben, dass es Ökoworld gibt bzw. schließen für Kinder und Enkel direkt bei uns ab. Aber wir sehen auch viele jüngere Menschen, die heute einfach eine ganz andere Vorkenntnis haben. Ein sehr stark ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein. Die mediale Berichterstattung über Klimaschutz, Wasserversorgung, Menschenrechtsverletzungen und auch Umweltkatastrophen wie vor 30 Jahren Tschernobyl oder im Jahr 2013 Fukushima und 2011 das BP Unglück im Golf von Mexiko sind Themen, die aufrütteln. Wenn Sie sich heute das Kinderfernsehen ansehen, finden sie Themen, die es früher in der Form bei der Sendung mit der Maus oder der Sesamstraße nicht gab. Es sind Ökoworld-Themen. Dies trägt zu einer Grundbildung bei, dass wir nur eine Welt haben, die es im Sinne des Humanismus sorgsamer zu behandeln gilt.

    Redaktion: Wie können Anleger ihre Fonds auch nach Abschluss regelmäßig überprüfen, um die ethisch-ökologische Kette nachvollziehen zu können?

    Alfred Platow: Über die Jahresberichte, in denen Verwaltungsrat, das Fondsmanagement und auch der Anlageausschuss ausführliche Einblicke gewähren. Aber auch aus der Presse, die sehr regelmäßig unabhängig über uns berichtet. Auf unserer Website und natürlich mit Google finden die Menschen immer aktuelle und spannende Informationen, was wir so treiben im Sinne unserer Anlegerinnen und Anleger. Natürlich ist es auch immer gut zu lesen, was unabhängige Tests ergeben. Die Verbraucherzentrale Bremen und Stiftung Warentest bewertete vor zwei Jahren ethische und ökologische Kriterien von 46 Investmentfonds. Mit dem Ergebnis, dass nur ein Finanzprodukt umstrittene Geschäftsfelder konsequent meidet: Ökoworld Ökovision Classic. Der Fonds gewinnt auch in aller Regelmäßigkeit den Deutschen Fondspreis, wird mit dem Europäischen Transparenzlogo ausgezeichnet und erhält andere Auszeichnungen, die zur Orientierung beitragen können.

    Redaktion: Der Begriff “Öko” ist noch immer negativ behaftet. Müssen Sie diesbezüglich bei Interessenten noch Überzeugungsarbeit leisten?

    Alfred Platow: Das mit der „Negativbehaftung“ ist nicht mehr so stark ausgeprägt wie früher. Öko steht ja neben Ökologie auch für Ökonomie. Und Ökonomie mit Ökologie ist ein doppelter Mehrwert. Und auch an der in vielen Teilen stark auf Ökologie ausgerichteten Lebensweise kann man den positiven Imagegewinn erkennen. Aber grundsätzlich gebe ich Ihnen Recht: Wenn es um das gute Geld und Investments geht, dann ist noch immer hier und da Misstrauen zu beobachten, welches sich langsam abbaut. Daran arbeiten wir ja auch intensiv bei Ökoworld. Gegenüber unseren eigenen Endkunden aber auch gegenüber den Bankberatern, die Ökovision & Co. in Sparkasse und Volksbanken verkaufen. Die Online-Fans kaufen Ökovision übrigens gerne bei Plattformen wie ING DiBa oder comdirect. Der Mehrwert und die Erlebniswelt Öko in der Kapitalanlage werden ja mittlerweile auch in Kundenmagazinen und auf Websiten von Sparkassen und beispielsweise in compass, dem Kundenmagazin von comdirect, werblich ins Schaufenster gestellt. Wir sind auf einem guten Weg, Öko immer weiter aufzuwerten.

    Redaktion: Was ist schwieriger? Eine Person von Ihren Investmentfonds zu überzeugen oder Firmen zu finden, die Sie in Ihr Portfolio aufnehmen wollen?

    Alfred Platow: Ganz klar Zweiteres. Mit unseren strengen Kriterien machen wir den Unterschied. Denn es ist wirklich eine Herausforderung weltweit die geeigneten Aktien zu finden, die den ethischen, ökologischen und sozialen Ansprüchen von Ökovision genügen. Aus einem also sehr stark handverlesenen und kleinen Anlageuniversum machen unsere Fondsmanager eine beachtliche und hohe Rendite. Unsere Filter sind sehr eng. Und das ist gut so. Gerade einmal um die 300 Unternehmen befinden sich aktuell im Anlageuniversum für Ökovision. Fragen Sie mal den Fondsmanager von der DWS, wie viele und welche er im Köcher hat.

    Wir bedanken uns bei Herrn Platow für das ausführliche Interview!

    Titelbild: © GIS/fotolia

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